1) Arbeitsaufträge
- Bitte bearbeitet in Partnerarbeit schriftlich die Aufgaben 1 – 4 auf S. 73
- Überschrift: „Deutschland 1815 – 1849: Das weiß ich“
- Ihr habt 35 Minuten Zeit
- Vergleicht danach eure Lösungen mit der Musterlösung und korrigiert/ergänzt bei Bedarf
2) Musterlösung:
- Die Germania ist als Allegorie auf die sich bildende deutsche Nation dargestellt.
- Sie steht vor einer aufgehenden Sonne, die die neue Zeit ankündigt.
- Im Vordergrund liegen zur Demonstration der jüngst gewonnenen Freiheit zersprengte Eisenketten.
- In der rechten Hand hält die Germania das Reichsschwert als Symbol der Wehrhaftigkeit, gleichzeitig einen Ölzweig als Zeichen der Friedfertigkeit der deutschen Nation.
- Als deutsch-nationale Symbole hält sie in der linken Hand die schwarz-rot-goldene Fahne, die im Vormärz noch unterdrückt war.
- Ihr Haupt krönt ein Eichenlaubkranz als Sinnbild deutscher Treue, Standfestigkeit und nationaler Einheit.
- Sie trägt ein Herrschergewand, welches auf der Brust der in Schwarz auf Gold mit roten Zungen dargestellte Doppeladler des Heiligen Römischen Reiches ziert.
Die Darstellung zeigt den Aufbruch der deutschen Nation – selbstbewusst und frei, aber friedfertig. Politisch wirkt es nicht kämpferisch, sondern ausgleichend. Weder wird auf die Kämpfe in der Märzrevolution direkt verwiesen, noch ist eine Krone zu sehen.
- Die Karikatur stammt aus der Zeit vor der Revolution, direkt nach den repressiven Karlsbader Beschlüssen von 1819. Sie kritisiert die Einschränkung der Meinungsfreiheit und fragt sarkastisch, wie lange das Denken wohl noch erlaubt sei.
- Meinungsfreiheit ist eines der wichtigsten Menschenrechte und unabdingbar für die freie Entfaltung des Individuums. Von dieser Grundlage aus leiten sich viele andere Freiheiten ab wie Presse-, Versammlungs-, Religionsfreiheit, Freiheit der Lehre und der Kunst.
- Ohne die Meinungsfreiheit dominiert die Meinung des Stärkeren in der Gesellschaft. Die Gesellschaft wird gleichgeschaltet. Die Gefahr besteht, dass äußerer Zwang und Repression schließlich zur Selbstzensur führen, die das eigene Denken und Handeln hemmt.
Die Zensur sollte zunächst alle Druckschriften kontrollieren.
Auch die Verfasser von Flugschriften mit kritischem Inhalt mussten damit rechnen, verfolgt und hart bestraft zu werden, wie man es am Beispiel Georg Büchners exemplarisch sehen kann:
- Die Flugschrift „Der Hessische Landbote“ wurde als staatsverräterische Handlung eingeordnet.
- Georg Büchner sollte angeklagt werden und konnte sich nur durch Flucht über die Landesgrenze einer Verhaftung entziehen.
- Mit einem Steckbrief wurde er nun innerhalb des Deutschen Bundes gesucht und seine Auslieferung gefordert.
Hinweis: Während Büchner nach Frankreich fliehen konnte, wurde Weidig verhaftet. In Darmstadt wurde er unmenschlichen Haftbedingungen unterzogen und gefoltert. 1837 starb er im Gefängnis unter nie ganz geklärten Umständen. In der offiziellen Untersuchung wurde Selbstmord festgestellt.
Die schwarz-rot-goldene Kokarde war 1832 ein politisches Statement. Durch ihr Tragen drückte man die Unterstützung der nationalen Bewegung aus. Deshalb kann das Verbot als Einschränkung der Meinungsfreiheit gesehen werden.
Vergleichbare Verbote:
- Verbot nationalsozialistischer Abzeichen
- Diskussion um Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst